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Blick auf die Einrichtung

Die Erinnerungen der Hundertjährigen – aus dem Wochenspiegel

Es ist nie zu spät – die Erinnerungen und Träume der drei hundertjährigen Damen aus Priorau.
von Thomas Schmidt / Wochenspiegel vom 21.07.2021

Priorau (ts). Drei Frauen, die 100, 101 und 100 Jahre alt sind: Ilse Lumpe (100), Marta Preußer (101) und Steffi Winkert (100). Das sind 301 Jahre Lebenserfahrung und alle drei haben eins gemeinsam – sie sind Nachbarinnen. Die Nachbarschaft erleben und gestalten die drei Damen im Seniorenzentrum Priorau, welches von der Pro Civitate g.GmbH unterhalten wird. Jede der drei Frauen kann über 100 Jahre Lebensgeschichten, Sichtweisen, Einstellungen und Erfahrungen berichten.

Ilse Lumpe erzählt, dass sie sich in der idyllisch gelegenen Wohnanlage sehr wohl fühlt. „Ich bin sehr dankbar, dass es so eine Einrichtung gibt. Es ist ruhig und mitten in der Natur“, schwärmt die rüstige Seniorin. „Am liebsten sind mir gemeinsame Beschäftigungsrunden. Das stärkt die Gemeinschaft und hält fit“, so die 100-Jährige. Ilse Lumpe ist seit 13 Jahren verwitwet und hat zwei Töchter, drei Enkel und fünf Urenkel. Sie erzählt, dass sie bis vor drei Jahren mit ihrer Tochter und dem Schwiegersohn in Angersdorf gewohnt hat und dass alle drei oft mit dem Auto verreist sind.

Marta Preußer erzählt, dass sie 65 Jahre verheiratet war und sie möchte diese Zeit mit Höhen und Tiefen nicht missen. Sie lebt seit 2013 in der Priorauer Einrichtung. Auch Marta Preußer ist sehr viel verreist, vor allem mit dem eigenen Wohnmobil. Sie schwärmt von der Vielfalt, dass sie ein Haus in Jeßnitz und ein Wochenendhaus in Brandenburg hatte. Gerne denkt die Gartenliebhaberin an ihren schönen und immer gepflegten Garten mit Selbstversorgung zurück. Auch Priorau ist ihr eine Herzensangelegenheit. „Ich kenne dieses Haus hier seit meiner Jugend und es hat mir schon immer am Herzen gelegen. Ich wollte unbedingt hier her“, erinnert sich die 101-Jährige zurück. Die Seniorin sieht sich selber als einen geselligen Menschen. Ein Sohn, zwei Enkel und drei Urenkel kommen sie regelmäßig besuchen.

Steffi Winkert ist in Galizien geboren und erinnert sich auch gerne an die alte Heimat zurück, die mittlerweile zur Ukraine gehört. Doch auch die Vertreibung kommt ihr in den Sinn. Es war für sie als damals 18-Jährige schlimm gewesen. „Wir sind mit fast nichts von einer auf die andere Stunde vertrieben worden. Viele haben unterwegs ihr Leben verloren, sind erfroren, verhungert oder bei Angriffen umgekommen“, so die 100-Jährige zurückblickend. „Mit 18 seine Heimat zu verlassen, war schlimm. Wir sind dann von Ort zu Ort gezogen. Kaum einer wollte uns und wir mussten immer wieder neu anfangen“, so die Seniorin. Steffi Winkert lebte 75 Jahre mit ihrem Mann und der Familie in einem Siedlungshaus in Landsberg und arbeitete in einem Kinderheim. Sie hat zwei Kinder, vier Enkelkinder und vier Urenkel. „Auch ich fühle mich hier sehr wohl und ich bin für alles sehr dankbar. Die Mitarbeiter sind alle sehr zuvorkommend und lesen viele Wünsche von den Lippen ab“, so eine dankbare rüstige Seniorin.

Träume haben die drei Seniorinnen auch noch. Alle drei wollen halbwegs beweglich und geistig fit bleiben und es können gern noch ein paar Jährchen dazu kommen.

Quelle: https://www.wochenspiegel-web.de/wisl_s-cms/_wochenspiegel/7359/Bitterfeld_Wolfen/64895/Die_Erinnerungen_der_Hundertjaehrigen.html