Pinnwand
Blick auf die Einrichtung

Mit Bello, Miez und Pfiffi im Pflegeheim?

Wie in Pflegereinrichtungen im Elbe-Elster-Land das Thema Mitnahme von Tieren gesehen wird.

Elbe-Elster-Kreis Erika Degen aus Finsterwalde versteht die Welt nicht. Auf einmal soll sie ihren treuen Gefährten, Rehpinscher Jacky, nicht mehr mit in die Cafeteria des Albert-Schweitzer-Seniorenzentrums nehmen dürfen. Dabei laufen dort sogar Katzen herum. Tiere in Pflegeheimen – wie wird das gehandhabt? Die RUNDSCHAU hat sich umgehört.

Seit sechs Jahren ist Erika Degen im betreuten Wohnen des Seniorenzentrums in Finsterwalde zu Hause. Vornehmlich samstags und sonntags trifft sie sich zum Rommé im Café. Immer konnte Jacky neben ihr im Rollator sitzen. Bis sich andere Gäste beschwerten. Dass darunter auch Gäste sind, die nicht im Seniorenzentrum wohnen, ärgert sie besonders. Jetzt ist Erika Degen das Mitbringen des Hundes untersagt worden. Gleiches trifft auf Monika Kopka zu, die mit ihrem Chihuahua zur Rommé-Runde kommt. Vom früheren Heimleiter sei es erlaubt worden, den Vierbeiner mitzubringen. Da Jacky vor nicht allzu langer Zeit an Krebs operiert worden ist, wolle Erika Degen ihn nicht allein im Zimmer lassen. Sigrid Jähnichen, Geschäftsführerin der Seniorenzentrum „Albert Schweitzer“ gGmbH, sagt: „In der Cafeteria sind Hunde generell verboten.“ Es hätten sich Gäste beschwert. Nach der Größe der Hunde Unterschiede machen zu wollen, sei praktisch schwierig. Auch der frühere Heimleiter habe das Mitbringen ins Café nicht erlaubt. In den Wohnungen hingegen können kleine Hunde gehalten werden. Das würde individuell abgesprochen.

Noch nie mit einem solchen Konflikt konfrontiert wurde Ulrich Wank, Einrichtungsleiter im Lebenszentrum „Am Schloss“ in Finsterwalde. Katzen oder Vögel in den Zimmern zu haben, würde extra vertraglich geregelt.

Position des Veterinäramtes: Vonseiten des Veterinäramtes des Landkreises Elbe-Elster gibt es keine generellen Regelungen, wie mit Haustieren in Pflegeeinrichtungen umzugehen ist, so Kreissprecher Torsten Hoffgaard. Das sei den Einrichtungen selbst überlassen. „Wenn es in den Häusern nicht passt, kann die Heimleitung das Halten von Haustieren untersagen“, sagt er. Selbstverständlich müssten in den Einrichtungen aber Hygienestandards eingehalten werden.

Im Seniorenheim „Albert Schweitzer“ in Herzberg ist laut Hausordnung das Halten von Haustieren nicht erlaubt. „In Absprache mit der Heimleitung gibt es aber immer Einzelfallentscheidungen“, sagt Leiter Jens Ott. Im betreuten Wohnen seien Hunde und Katzen zum Beispiel kein Problem. „Durch die Tiere darf aber niemand zu Schaden kommen und sie dürfen nicht zu laut sein. Die Haltung eines Haustieres muss in jedem Fall abgesprochen werden“, sagt Jens Ott. Auch gegen einen Hund in der Cafeteria habe man nichts. Schließlich würden Hunde ja auch in anderen Gaststätten geduldet. Am Tisch von Herrchen oder Frauchen dürfte der Hund sich aufhalten. Tabu seien für die Vierbeiner aber alle Bereiche, wo Lebensmittel zubereitet oder ausgelegt werden. „An der Selbstbedienungstheke, an den Auslagen oder im Kühlbereich haben die Tiere nichts zu suchen“, sagt der Heimleiter.

Nicht erlaubt sind Haustiere hingegen im Pflegebereich des Seniorenheimes in Herzberg. Danach würde allerdings auch nicht gefragt, so Ott. „Die Bewohner können sich nicht mehr selbst um das Tier kümmern. Und das Pflegepersonal kann das nicht übernehmen“, so Jens Ott.

Falkenberg, Schlieben und Mühlberg. Auch in den Wohnstätten für Senioren der Arbeiterwohlfahrt in diesen Orten ist im betreuten Wohnen das Mitbringen von Haustieren möglich, sagt die Leiterin der Einrichtungen Simone Friedrich. Allerdings muss auch hier im Vorfeld eine konkrete Absprache erfolgen. „So muss geklärt sein, wie die Versorgung des Haustiers erfolgt, wenn der Bewohner oder die Bewohnerin mal nicht da ist“, sagt Simone Friedrich.

Selbst im stationären Bereich können Hunde mit in die Wohnstätte genommen werden. Doch auch hier muss alles geregelt sein. Das betrifft die Hilfe von Angehörigen oder Ehrenamtlichen, die Hygiene oder Tierarztbesuche. Simone Friedrich arbeitet seit 20 Jahren in der Pflege und hat ihre Erfahrungen. „Natürlich bringt nicht jeder ein Haustier mit. Aber der Kontakt zu Tieren wird von vielen Bewohnern gut angenommen“, sagt sie. So kommt zum Beispiel eine junge Frau aus Neuburxdorf regelmäßig mit einem Therapiehund in die Einrichtungen. Bei Katzen ist die Chefin hingegen sehr vorsichtig. „Wenn nur ein Bewohner eine Katzenallergie hat, gibt es schon Probleme“, sagt sie. Zu Hunden in der Cafeteria oder Ähnlichem kann sie sich nicht äußern. Die drei AWO-Wohnstätten verfügen nicht über gastronomische Einrichtungen.

Im Pro-Civitate-Pflegeheim in Elsterwerda ist die Haltung von Kleintieren mit Zustimmung des Unternehmens möglich. Die Versorgung der Tiere müsse auch bei Abwesenheit des Bewohners gesichert sein. In Mehrbettzimmern sei die Zustimmung des Mitbewohners nötig. Eine regelmäßige tierärztliche Untersuchung und Parasitenbehandlung sei erforderlich. „Wir haben auch nichts dagegen, wenn das Hündchen mit in die Cafeteria bei Einhaltung der Hygieneregularien gebracht wird“, so Heimleiter Ronny Kuhn. Auch Besucher dürften mit Tieren auf die Zimmer. „Wir haben da noch nie Probleme gehabt“, sagt er. Auch im Elsterwerdaer Heim kämen Hunde zu Therapiezwecken zum Einsatz und auf der Freifläche gebe es sogar ein Kaninchengehege, das die Bewohner immer wieder gern aufsuchen würden.

Im Pflegepark „Am kleinen Spreewald“ in Wahrenbrück wird das ähnlich gehandhabt. „Wer ein Tier mitbringen möchte, muss das vorher mit uns absprechen. Wir finden schon eine Lösung“, sagt Harald Kretschmer von der Heimleitung. Sehr oft komme das allerdings nicht vor. „Gegenwärtig haben wir bis auf meinen ,Bodo‘, einen kleiner Yorkshire Terrier, der schon zum Inventar gehört, keine Tiere. Wir hatten mal einen Kanarienvogel und Fische auf den Zimmern, mehr glaube ich nicht.“ Das liege wohl auch daran, dass die Bewohner Tiere ja direkt vor ihrer Haustür hätten. In den Gehegen am Kleinen Spreewald fühlen sich Ziegen, Esel und Alpakas wohl. „Die Bewohner gehen gern an die Gehege und schauen den Tieren zu. Die Betreuer fahren sie in Rollstühlen auch oft dorthin“, sagt Harald Kretschmer.

 

Quelle: http://www.lr-online.de/regionen/elbe-elster/finsterwalde/Mit-Bello-Miez-und-Pfiffi-im-Pflegeheim;art1057,5382715

Fotos: Böttcher (oben) / Frank Claus (unten)

Gabi Böttcher, Birgit Rudow, Sylvia Kunze und Frank Claus